“Tradition lebt von Erinnerung: Rückblick Projekwochen “Nie Wieder” 2022

Als Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“, bestehend aus VfL-Museum, VfL-Fanabteilung, Fanprojekt und der Violet Crew, haben wir uns auch in diesem Jahr mit Projektwochen an der Kampagne „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ rund um den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 beteiligt. Wie schon im letzten Jahr mussten wir dabei pandemiebedingt weitestgehend auf Präsenzveranstaltungen verzichten und auf digitale Alternativen ausweichen. Es ist trotzdem ein abwechslungsreiches Programm entstanden, das auf reges Interesse stieß.

Die Projektwoche 2022 startete am 20.01. mit dem Online-Vortrag des Historikers Henry Wahlig „Verehrt, verstoßen und lange Zeit vergessen. Die Geschichte jüdischer Sportler in NS-Deutschland und ihre verspätete Wiederentdeckung”. Unterstützt wurde er dabei von Martina Sellmeyer und Dieter Przygode, die Henry Wahligs Ausführungen anhand von lokale Beispielen und Biographien illustrierten. Im Anschluss hatten die rund 25 Teilnehmenden Gelegenheit, Nachfragen zu stellen und mit den Vortragenden in die Diskussion zu gehen. Die Osnabrücker Rundschau veröffentlichte im Nachgang einen Beitrag von Heiko Schulze mit Details zu den Inhalten der Veranstaltung, der unter folgendem Link abgerufen werden kann: https://os-rundschau.de/vfl/juedischer-sport-vfl-fans-gestalten-historischen-abend/

Am 05.02. fand der Aktionsspieltag im Rahmen des Heimspiels gegen Türkgücü München statt, anlässlich dessen die Violet Crew ein Spruchband mit dem Schriftzug „Nie wieder Faschismus!“ zeigte. Im Kontext dieses Aktionsspieltages stand am 28.01. auch eine Stadionführung für Menschen mit Beeinträchtigung auf dem Programm, organisiert von einem Mitglied der Violet Crew mit Unterstützung der Fanbetreuung des VfL Osnabrück.

Das diesjährige Schwerpunktthema der !Nie wieder-Initiative, das den Fokus auf Menschen mit Beeinträchtigung legt, wurde rund um den Spieltag verschiedentlich aufgegriffen, z.B. durch die Vorstellung des „Team Handicap“ des VfL, das sich bei Heimspielen um die Betreuung von Fans mit Beeinträchtigung kümmert oder unseren digitalen Spieltagsflyer mit einem Interview mit dem im Blindenfußball aktiven Alexander Fangmann. Dieses Interview ist unter folgendem Link abrufbar: https://fanprojekt-osnabrueck.de/interview-mit-alexander-fangmann/

Auf den alljährlich im Rahmen der “!Nie wieder”-Projektwochen stattfindenden gemeinsamen Stolpersteinspaziergang verzichteten wir pandemiebedingt erneut. Stattdessen veröffentlichten wir, wie im letzten Jahr, einen Routenvorschlag mit Informationen zu den Biographien und den Verfolgtengruppen. Interessierte waren aufgerufen, die Route mit 12 Stolpersteinen in der Zeit vom 06.02. bis zum 20.02. unter Einhaltung der Corona-Verordnung des Landes/der Stadt selbstständig abzulaufen und Stolpersteine aufzupolieren, damit diese im Straßenbild wieder präsenter sind.

Die !Nie wieder-Kampagne 2022 rückte diejenigen Menschen in den Fokus, die aufgrund physischer und psychischer Beeinträchtigungen zur Zeit des Nationalsozialismus ausgegrenzt, stigmatisiert, verletzt und ermordet wurden. Dieses Thema aufgreifend, bezog die Route den Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ am AMEOS Klinikum Osnabrück ein. Zu diesem hatten wir im Vorfeld einen Video-Clip erstellt, in dem Bündnismitglied und Historiker Heiko Schulze den Gedenkort vorgestellt und die Hintergründe erläutert.

Zum Abschluss der Projektwochen stellten wir am 10.02.2022 gemeinsam mit den Gedenkstätten Gestapokeller/Augustaschacht sowie den Arolsen Archives die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts in digitaler Runde vor, mit der die Arolsen Archives den zur Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten ein digitales Denkmal errichten wollen. Knapp 20 Interessierte erhielten einen Einblick in das Archiv, die Arbeit dort sowie die Bestände über Fußballer zur Zeit des Nationalsozialismus. Im Anschluss wurde gezeigt, wie die Teilnehmenden selbst historische Originaldokumente digital erfassen und so einen Beitrag zu dem im Entstehen begriffenen Denkmal leisten können. Weiter Informationen zu der #everynamecounts-Initiative und den Möglichkeiten der Beteiligung finden sich hier: https://enc.arolsen-archives.org/ueber-everynamecounts/

Insgesamt blicken wir auf eine gelungene Projektwoche mit interessanten Beiträgen und Veranstaltungen zurück. Ermöglicht wurde diese nicht zuletzt durch die Unterstützung unserer Kooperationspartner und Gäste, bei denen wir uns herzlich bedanken!