“!Nie Wieder!”: Digitaler Stolpersteingang durch die Altstadt/Innenstadt – 2022

"!Nie Wieder!": Digitaler Stolpersteingang durch die Altstadt/Innenstadt - 2022

Die vorgeschlagene Route besteht aus 12 Stolpersteinen, Informationen dazu sowie zu den Biographien und Opfergruppen findet ihr auf der nachfolgenden Seite.
Zur Reinigung der Steine verwendet bitte ausschließlich für Metalle geeignete Reinigungs- bzw. Poliermittel und weiche Schwämme oder Lappen. Verzichtet auf Drahtbürsten, Stahlwolle oder Scheuerschwämme und alles andere, was die Messingoberfläche der Stolpersteine beschädigen könnte.

Die diesjährige !Nie wieder-Kampagne rückt diejenigen Menschen in den Fokus, die aufgrund physischer und psychischer Beeinträchtigungen zur Zeit des Nationalsozialismus ausgegrenzt, gedemütigt und ermordet wurden. Diesen Schwerpunkt aufgreifend, legen wir euch ans Herz, zum Abschluss des Stolpersteingangs den Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ am AMEOS Klinikum Osnabrück aufzusuchen. Hierzu haben wir ein Video erstellt, in dem dieser Gedenkort von dem Bündnismitglied und Historiker Heiko Schulze vorgestellt und die Hintergründe erläutert werden.

Mach gerne Fotos von den besuchten Stolpersteinen und/oder vom Aufpolieren! Ihr könnt diese dann ganz einfach über den Button “Beitrag” direkt in das System hochladen. Auf diese Weise soll eine Collage entstehen, die dem gemeinsamen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet ist.

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Stolpersteingang 2022

*21. August 1884 † 30. April 1945
Wohnort: Neumarkt 4 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: KZ Sandbostel (Außenlager Neuengamme)

Felix Löwenstein arbeitete zusammen mit einem Compagnon als selbstständiger Großschlachter. Er war Mitglied der Synagogengemeinde, seine Frau Anni Löwenstein (*29. Januar 1886, geb. Heedrich) lutherisch. Der Sohn Max Löwenstein (*14. April 1913) wurde evangelisch getauft. Wegen seiner Mischehe blieb Felix Löwenstein von den Deportationen 1941-43 verschont. Aufgrund eines Verstoßes gegen die "Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen" von 1939 (Hören von 'Feindsendern') wurde er aber schließlich doch in Haft genommen. Der genaue Zeitpunkt seiner Inhaftierung im Polizeigefängnis Turnerstraße ist nicht bekannt. Ende 1944 wurden die inhaftierten Männer des Gefängnisses nach Sachsenhausen deportiert. Von dort aus wurde Felix Löwenstein nach Neuengamme, später Sandbostel verlegt. Seine Häftlingsnummer war 68310. In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1945 verließen die Häftlinge, nachdem sie die Nachricht erreichte, dass die SS-Männer geflohen seien, von Hunger getrieben die Baracken. Die genauen Umstände, bei denen sich Felix Löwenstein nachfolgend eine Verletzung zuzog, sind unbekannt. Da aber nur ein Arzt für das gesamte Lager anwesend war, konnte er nicht rechtzeitig behandelt werden und starb am 30. April 1945 an den Folgen einer Blutvergiftung. Felix Löwenstein wurde in einem Massengrab in Sandbostel beigesetzt. Anni Löwenstein wurde im Juni 1944 im Polizeigefängnis Turnerstraße inhaftiert, der Sohn Max Löwenstein im April 1944 im Polizeigefängnis Münster. Die Mutter wurde am 31. März 1945 aus der Haft entlassen. Mit gleichem Datum entließ man Max Löwenstein aus dem Zwangsarbeitslager. Er hatte für die Organisation Todt arbeiten müssen. Mutter und Sohn kehrten nach Osnabrück zurück.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche 32000.
*5. Oktober 1864 †9. oder 10. Juni 1941
Wohnort: Große Straße 95 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: Hadamar

Wilhelm Heilmann wurde als drittes von vier Kindern der Eheleute Anton Heinrich Gustav Heilmann und Emma Helene Sophie Heilmann geb. Lackemann am 05.10.1864 in Osnabrück geboren. Die Familie war evangelisch-lutherisch. Sein Vater starb als Wilhelm 11 Jahre alt war. Wilhelm Heilmann hat den Beruf des Kaufmanns gelernt. Mit 32 Jahren wurde er am 13.04.1896 in die Provinzial Heil-und Pflegeanstalt Osnabrück aufgenommen. Die Mutter starb im Jahr nach seiner Aufnahme im Jahr 1897. Der älteste Bruder Gustav verließ Osnabrück am 28.05.1904. In den 1927 neu angelegten Häuserbögen ist die Familie deshalb nicht mehr verzeichnet. Aus den zugänglichen Unterlagen geht nicht hervor, ob Wilhelm Heilmann ohne Unterbrechung in der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück lebte, bis er im Alter von 76 Jahren von dort nach Eichberg deportiert und im Juni 1941 in Hadamar durch Gas ermordet wurde.

Quellen:
Berger, Eva: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Bramsche 1999; Böhne, Lisa: "Osnabrücker Schicksale" - bisher unveröffentlichtes Manuskript, Osnabrück 2011; bestätigt durch: Gedenkstätte Hadamar, Dr. Lilienthal; Niedersächsisches Landesarchiv, Standort Osnabrück, Dep 3b XVIII Nr. 138.
*10. September 1879 †18. Mai 1942
Wohnort: Große Straße 8 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: Polen

Elia Hersch Ehrlich, auch Heinrich genannt, war Inhaber des Waren- und Möbelkaufhauses "E.H. Ehrlich". Sein Sohn Harry Ehrlich, geb. 1906 in Osnabrück, arbeitete nach der Lehre bei der Firma "M. Conitzer u. Söhne", dann in Hildesheim, Bremen und Frankfurt/Main (Abmeldung 1927 nach Bremen). Er emigrierte 1938 in die USA. Sein anderer Sohn Norbert, geb. 1913 in Osnabrück, brach 1933 sein in Frankfurt/Main und Bonn begonnenes Jura- Studium ab, um sich auf einer "Hachschara" in Altkarbe auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten, welche 1934 erfolgte. Seine Schwester Irma, geb. 1908 in Osnabrück, folgte ihm ein Jahr später. Elia Hersch besaß die polnische Staatsangehörigkeit. Im Zuge der später als "Polen-Aktion" bezeichneten Zwangsausweisung von etwa 18.000 Juden aus Deutschland in Richtung Polen wurde er zusammen mit seiner Frau Else im Oktober 1938 nach Lemberg/Polen ausgewiesen. Nach Kriegsende wurde Elia Hersch Ehrlich "für tot erklärt". Seine Frau kam 1939 mit einer offiziellen Erlaubnis noch mal nach Osnabrück, "um verschiedene persönliche und behördliche Erledigungen durchzuführen". Die Abmeldung erfolgte nach Lemberg, wo sie laut des Datenblattes der Datenbank YadVashem am 25. März 1942 zu Tode kam. In Lemberg wurde im November 1941 der "Jüdische Wohnbezirk" (auch "Ghetto Lemberg") eingerichtet. Von dort aus erfolgten ab März bis August 1942 die Deportationen ins 50 Kilometer entfernte Vernichtungslager Belzec.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000; YadVashem - The Central Database of Shoah Victims' Names.
*20. April 1899 †8. Mai 1943
Wohnort: Große Straße 60 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: KZ Stutthoff

Fritz Aufderheide wurde am 20. April 1899 in Aschendorf bei Rothenfelde geboren. Er zog nach dem Ersten Weltkrieg, einen Monat vor seinem 20. Geburtstag, nach Osnabrück. Am 12.9.1936 heiratete der nun 37jährige Fritz Aufderheide die 24jährige Irma Wölfer aus Hildesheim. Im Adressbuch der Stadt Osnabrück 1935/36 wohnten und arbeiteten die Eheleute am Domhof 6A. Er betrieb dort eine Fahrradhandlung. Im Adressbuch 1937/38 ist dem Geschäft am Domhof, ein weiteres Geschäft, Große Straße 60, hinzugefügt. Neben Fahrrädern werden Nähmaschinen und Radios angeboten. Während die Geschäfte zu florieren schienen, zog Fritz Aufderheide die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich, in deren Kartei er ab 1938 als „Querulant“ geführt wurde. Mit Datum vom 6. August 1938 findet sich folgender Eintrag: „A. ist wegen verschiedener Pressevergehen, Eigentumsdelikte und anderer Straftaten insgesamt 28 mal vorbestraft. Er belästigt dauernd die Behörden mit unbegründeten und gehässigen Eingaben, in denen er angab, unschuldig zu sein. Außerdem beschuldigte er mehrfach Staatsbeamte grundlos der Verletzung ihrer Dienstpflichten. A. wurde schriftlich verwarnt, für den Wiederholungsfall wurden ihm schärfste, staatspolizeiliche Maßnahmen angedroht." Am 24.11.1938 folgte der Eintrag: „A. hatte eine Broschüre ohne Genehmigung der Reichsschrifttumskammer herausgegeben."Obwohl er länger nicht direkt behelligt wurde, stand er zeitweise offenbar unter Überwachung, wie der nächste Eintrag der Gestapokartei zeigt: „5.2.42: Die vertrauliche Überwachung des A. hat nichts Nachteiliges ergeben, sie wurde daher eingestellt." Der darauffolgende Eintrag vom 18.6.42 erhebt nicht nur massive Anschuldigungen, sondern dokumentiert, wie die Osnabrücker Gestapo den Druck auf Fritz Aufderheide erhöhte und sein Schicksal vorbestimmte: „A. hatte verbotenerweise ein Heiratsvermittlungsgeschäft betrieben und sonst auch fortgesetzt unsachliche und unbegründete Eingaben an Behörden eingereicht. An einer ihm zugewiesenen Arbeit drückte er sich herum. Gegen A. wurde Schutzhaft beim RSHA beantragt.“ Diese sogenannte Schutzhaft wurde am 22. Juli 1942 vom RSHA angeordnet, am 22.8.1942 wurde Fritz Aufderheide in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Am 2. Dezember 1942 erfolgte dann die Überstellung von Sachsenhausen in das KZ Stutthof. Dort wurde er in die NS-Häftlingskategorie „Schutzhaft, politisch" eingeordnet. Zehn Monate nach seiner Einweisung ins KZ wurde in der Gestapokartei vermerkt: „A. ist am 8.5.43 im Häftlingskrankenbau des KL. Stutthoff an Herzschwäche verstorben.“ Fritz Aufderheide starb in Stutthof mit 44 Jahren.

Quellen:
NLA-Standort Osnabrück, Gestapokartei, Dep 3b XVIII Nr. 111, NLA OS Dep 3c Nr. 2000, Adressbücher der Stadt Osnabrück; Auskunft ITS-Arolsen vom 02.02.2015:Zugangsbuch KZ Stutthof, 1.1.41.2/4398021/ITS Digital Archive, Bad Arolsen; Sterbeurkunde KZ Stutthof, 1.1.41.1/4407248/ITS Digital Archive, Bad Arolsen; Häftlingspersonalkarte KZ Stutthof, 1.1.41.2/4414608/ITS Digital Archive, Bad Arolsen; Kartei Gestapo Koblenz, 1.2.3.3/12431677/ITS Digital Archive, Bad Arolsen; Manuela R. Hrdlicka, Alttag.
*18. Januar 1910 †22. April 1945
Wohnort: Große Straße 44/45 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: KZ Mauthausen

Karl Stern war eines von zwei Kindern des Ehepaares Ludwig und Anni Stern, geb. Lindenberg. Sein Vater war zusammen mit Arthur und Gustav Blank Inhaber des Kaufhauses "Max Blank u. Co." in der Großen Straße 50/51. Auch Karl Stern war Kaufmann. Er meldete sich 1933 nach Paris ab, seine Schwester Helga, geb. 1915, im selben Jahr nach London, seine Eltern folgten ihr im März 1939. Karl Stern wurde am 20. Mai 1944 vom Sammellager Drancy erst in das Vernichtungslager Auschwitz und anschließend in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Hier wurde er am 22. April 1945 ermordet.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000; Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
*8. Dezember 1880 †23. April 1943
Wohnort: Nikolaiort 2 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: KZ Sobibor

Olga Israel heiratete den Kaufmann Nathan Meyer, welcher zusammen mit Julius Pincus Teilhaber der Kurz- und Textilwarengroßhandlung "N. Meyer u. Co. GmbH" am Nikolaiort 2 war. Später erfolgte der Umzug der Firma in die Möserstraße 11. Ab dem 08.09.1911 wohnte das Ehepaar am Nikolaiort 2. 1913 wurde der gemeinsame Sohn Erich geboren. Das Ehepaar Meyer emigrierte laut Abmeldung am 10.06.1937 nach Amsterdam und folgte damit ihrem Sohn, der schon sechs Jahre zuvor abgewandert war. Von Amsterdam aus wurden die Eheleute am 20. April 1943 über Westerbork nach Sobibor deportiert, wo sie ermordet wurden.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000; Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenz: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
*30. April 1894 †17. September 1943 (amtliches Todesdatum)
Wohnort: Domhof 8 – Osnabrück-Altstadt (früher Kaiserwall (Hasetorwall) 14)
Todesort: KZ Auschwitz

Henny wurde als eines von sechs Kindern des Ehepaares Aaron und Lina van Pels geboren und war Inhaberin einer Schneidereiwerkstatt in der Möserstraße 5. Laut Abmeldung emigrierte sie im Oktober 1935 nach Amsterdam und heiratete dort nach Ausbruch des Krieges ihren Mann Erich Marx. Das Ehepaar wurde von Amsterdam aus zusammen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000.
*01. Mai 1896 †23. Mai 1956
Wohnort: Krahnstraße 1-2 – Osnabrück-Innenstadt
Todesort: Buenos Aires / Argentinien

Carl Meyer wurde am 01.05.1896 in Badbergen-Grothe geboren, am 25.08.1921 heiratet er die in Osnabrück geborene Clara Hess. Er arbeitet als kaufmännischer Angestellter bei der Wild- und Geflügelgroßhandlung Julius Cantor, die in der Hasestraße 29 eine Verkaufsstelle und am Eversburger Bahnhof eine Mastanstalt betreibt. Nachdem Carl Meyer bereits 1924 auf Betreiben antisemitischer Kreise aus dem Vorstand des Osnabrücker Turnvereins gedrängt wird, gründet er zusammen mit anderen Osnabrücker Juden den Jüdischen Sportverein Osnabrück, dessen Ehrenvorsitzender er wird. Die Familie Meyer wohnt zunächst bei den Eltern von Clara Meyer am Kamp 16 in Osnabrück. Dort werden auch die beiden Töchter Inge und Helga geboren. Im November 1925 bezieht die Familie Meyer eine städtische Wohnung in der Artilleriestraße 15. Im Jahre 1935 müssen die beiden Töchter die evangelische Schule in Eversburg verlassen und die Stadt kündigt der Familie die Wohnung. Vorübergehend können sie in einer kleinen Wohnung über der Kolonial- und Manufakturwarenhandlung Samson David im Haus Krahnstraße 1/2 unterkommen. Nachdem die Aktionen der Nazis gegen Juden in Osnabrück immer drastischer werden, auch die Firma, in der Carl Meyer beschäftigt war, „arisiert“ wurde und sein Chef mit der Familie nach Palästina ausgewandert ist, entschließen sich auch die Meyers zur Auswanderung. Auf dem Gut Neuendorf in Brandenburg, das von der Jüdischen Arbeitshilfe betrieben wird,bereitet sich Carl Meyer im Sommer 1936 auf das Leben in einer landwirtschaftlichen Kolonie in Argentinien vor. Im Dezember 1936 reist er zunächst allein nach Argentinien, seine Frau Clara mit den Kindern lässt er zusammen mit der Familie seiner Schwester Ida im September 1937 nachkommen. Gemeinsam betreiben sie in Basavilbaso in der Provinz Entre Rios etwa 300 km nördlich der Hauptstadt Buenos Aires eine Land- und Viehwirtschaft mit etwa 60 ha Land. Anfang der 1950er Jahre zieht die Familie Meyer nach Buenos Aires, wo ihre inzwischen verheirateten Töchter wohnen. Carl Meyer stirbt am 23.05.1956 in Buenos Aires.

Quellen:
Junk, Peter / Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz, Bramsche 2000.Pfeiffer, Lorenz / Wahlig, Henry: Juden im Sport während des Nationalsozialismus – ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2012.Przygode, Dieter: Von Bramsche nach Buenos Aires – Auf den Spuren der jüdischen Familie Voss, Berlin 2015
*10. Mai 1861 †unbekannt
Wohnort: Markt 18/19 – Osnabrück-Altstadt
Todesort: Polen

Pauline Heymann war zusammen mit ihrem Sohn Hermann Heymann und Gustav Hirtz Inhaber des Kaufhauses "L.Heymann" am Markt. 1938 erfolgte der Zwangsauszug aus der Wohnung und dem Geschäft, woraufhin sich Hermanns erste Frau Bertha das Leben nahm. Pauline Heymann zog gezwungenermaßen im April 1938 zu der Familie Hugo Mosbach in die Blumenthalstr. 9a, ein Jahr später folgte die Ummeldung der Familie in die Weißenburger Straße 12. Im April 1941 mussten alle zusammen in das „Judenhaus“ in der Kommenderiestraße 11 ziehen. Pauline Heymann wurde im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und von dort aus weiter "nach Polen". Nach Kriegsende wurde sie „für tot erklärt“.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000.
*23.September 1904 †19. Februar 1942
Wohnort: Hasestraße 37 – Osnabrück-Altstadt
Todesort: KZ Dachau

Bernhard Feltkamp wurde am 23. September 1904 in Wettringen/Kreis Steinfurt geboren und katholisch getauft. Er war Anstreichergeselle, unverheiratet und wohnte zur Zeit seiner Inhaftierung an der Hasestraße 37. Sämtliche Informationen über ihn entstammen der Gestapo-Kartei, in der er erstmals im September 1939 erwähnt wird: „20.9.39. F. war bei dem Malermeister Friedrichs, Augustenburgerstr. 87 eingestellt. Er erkundigte sich gleich zu Beginn seiner Arbeit in auffälliger Weise nach seinem Arbeitsplatz (Teuto-Metallwerken) und wurde fristlos entlassen.“ Die Teuto-Metallwerken produzierten Munition und es ist anzunehmen, dass der Malermeister dort einen Auftrag zu erledigen hatte. Waffen- und Munitionsfabriken unterlagen besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Am 25.9.1939, fünf Tage später, wurde Bernhard Feltkamp mit folgender Begründung festgenommen: "F. hat sich, ohne Soldat zu sein, verschiedenen Wehrmachtsangehörigen gegenüber als Feldwebel der Westfront ausgegeben und hierbei beunruhigende Gerüchte über ungeheure Verluste der deutschen Wehrmacht an der Westfront verbreitet." Dass gegen Bernhard Feltkamp „vom Geheimenstaatspolizeiamt Berlin bis auf weiteres die Schutzhaft und Überführung in ein KL verfügt worden" ist, wurde erst am 3.2.1940 nachgetragen, nachdem er bereits am 10.11.1939 in das KZ Sachsenhausen eingeliefert worden war. Später wurde er in das KZ Dachau überstellt. Ein Jahr und drei Monate überlebte Bernhard Feltkamp die Torturen in Konzentrationslagern. In Dachau kamen zu den repressiven Haftbedingungen der KZs noch medizinische Experimente hinzu. Zudem wurden hier Häftlinge aus anderen KZs, die bereits am Rande des Todes standen, ermordet. „Im Jahre 1941 und 1942 hatten wir im Lager sogenannte Invaliden-Transporte. Diese setzten sich von Menschen zusammen, die entweder krank oder aus irgendeinem Grund arbeitsunfähig waren. Wir nannten sie ‚Himmelfahrts-Kommandos‘. Jede Woche wurden ungefähr 100 bis 120 gezwungen, zu dem Brausebad zu gehen. Dort wurde ihnen von vier Menschen Injektionen von Phenol, Evipan oder Benzin eingegeben, die einen baldigen Tod verursachten.“ (Aus der Eidesstattlichen Erklärung des Tschechischen Häftlings Dr. Franz Blaha, Der Nürnberger Prozess/Internationaler Militärgerichtshof, Nürnberg 1947 Band V. S. 197). Der Tod von Bernhard Feltkamp wird am 23. Februar 1942 in der Gestapo-Kartei dokumentiert. Ob er als Opfer der oben beschriebenen KZ-internen Euthanasieaktion umkam, ist unbekannt. Bernhard Feltkamp starb am 19. Februar 1942 mit 37 Jahren im KZ Dachau.

Quellen:
Lisa Böhne: "Osnabrücker Schicksale" - bisher unveröffentlichtes Manuskript, Osnabrück 2014; NLA OS Rep 439 Nr. 19 Gestapo-Kartei; Kaienburg in: Benz u.a. (Hg.), Der Ort des Terrors Band 3, München 2006; Der Nürnberger Prozess/Internationaler Militärgerichtshof, Nürnberg 1947 Band V.
*22. Oktober 1897 †unbekannt
Wohnort: Hasestraße 31 – Osnabrück-Altstadt
Todesort: KZ Riga

Gitta Stern zog nach der Heirat im März 1933 nach Weimar, wo ihr Mann Emil Stern ein Schuhwarengschäft besaß. Ab April/Mai 1935 lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann, der 1934 in Weimar geborenen Tochter Ruth Hanna und den 1937 hier geborenen Zwillingen Edith und Carl wieder in Osnabrück bei ihren Adoptiveltern Julius und Jeanette Buchdahl, in der Hasestraße 31. Am 13.12.1941 wurden Gitta und Emil mit ihren drei Kindern nach Riga deportiert. Die Familie wurde nach Kriegsende„für tot erklärt“.

Quellen:
Junk, Peter; Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche ³2000.
*20. Juni 1863 †06. Mai 1941
Wohnort: Ziegelstraße 6 - Osnabrück-Sonnenhügel
Todesort: Eichberg

Erika Delkeskamp war eine Pfarrerstochter, die mit ihrem Vater im Haus Ziegelstr. 6 lebte. Sie blieb unverheiratet und wurde am 23. März 1921 mit 58 Jahren in die Provinzial- Landes Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen. Mit 77 Jahren wurde sie von dort verschleppt und kam zu Tode.

Quellen:
Berger, Eva: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Bramsche 1999, Namensliste S. 277ff; Adressbücher der Stadt Osnabrück; Aufnahmebuch Männer und Frauen LKH; Durchsicht durch Gedenkstätte Hadamar, Dr. Lilienthal; bestätigt durch Niedersächsisches Landesarchiv - Standort Osnabrück, Frau Wahlbrink, Meldedaten.
Mahnmal zum Gedenken an die psychisch kranken Opfer des Nationalsozialismus in Osnabrück.

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